DJV-Vorsitzende Ine Dippmann bei Vortrags- und
Diskussionsabend in Bautzen
Dass die Frage, warum das Vertrauen in die Medien erschüttert ist, auch in Bautzen viele Menschen bewegt, zeigte sich in der großen Resonanz, welche die Vorlesung im Rahmen der „Bautzener Akademie“ am Montag hervorrief. Der Hörsaal in der Berufsakademie war brechend voll, als sich die sächsische Landesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes Ine Dippmann zu diesem Thema äußerte.
Zunächst einmal stellte sie fest, dass es „die“ Medien nicht gibt, denn das Spektrum sei sehr breit und spreche Menschen mit einer Gesinnung von ganz rechts bis ganz links an. Laut Umfragen sei das Vertrauen in unterschiedlich geartete Medien auch unterschiedlich groß. So sei die Glaubwürdigkeit beispielsweise der Bildzeitung, aber auch der sozialen Medien ziemlich gering, während Lokalzeitungen immer noch einen recht großen Vertrauensvorschuss genießen.
Gründe dafür, dass laut den Umfragen 53 % der Befragten kein oder wenig Vertrauen in die Medien haben, sieht Ine Dippmann unter anderem darin, dass die Arbeit der sogenannten „Qualitätsmedien“ auf ein Bildungsbürgertum zugeschnitten scheint. Eher bildungsferne Schichten setzten dagegen auf die einfachen Erklärungsmuster der Populisten. Viele Nutzer der sozialen Medien ziehen sich auf isolierte Kommunikationsinseln im Internet zurück. Leider gebe es dann auch so gut wie keinen Austausch zwischen diesen Kommunikationsinseln.
In den Redaktionen der Zeitungen und Rundfunkanstalten herrsche dagegen ein breites Meinungsspektrum, weshalb die Berichterstattung in diesen Medien auch ausgewogener sein kann. Allerdings räumte Ine Dippmann auch ein, dass der Eindruck, dass einem Journalisten ihre Meinung aufdrücken wollen, durchaus entstehen kann. Die Bautzener konnten ihre eigenen leidvollen Erfahrungen damit machen, wenn einem ganzen Ort ein bestimmter Stempel aufgedrückt wird. Ine Dippmann ist auch klar, dass sich Aufreger besser verkaufen. „Damit müssen wir lernen, umzugehen“, sagte sie. Ihr sei auch klar, dass einmal verspieltes Vertrauen nur sehr schwer zurückzugewinnen sei. Sie wies Vermutungen zurück, dass die Journalisten von der Regierung „gesteuert“ würden.
Auf die Frage, was die Medien tun können, um Vertrauen zurückzugewinnen, hatte Ine Dippmann einen ganzen Vorschlags-Katalog parat. Unter anderem müssten sich Journalisten wieder auf ihre Grundwerte besinnen. Sie müssten objektiv berichten und klar zwischen Bericht und Meinung trennen. Sie müssten mehr auf ihr Publikum zugehen und den Dialog suchen sowie entsprechende Formate finden, die diesen Dialog befördern. Journaliste sollten zugeben, dass sie nicht alles besser wissen, ihre Arbeitsweise und auch ihre Grenzen offenlegen. Sie sollten zur Haltung der Aufklärung zurückfinden. Ihre eigene politische Haltung habe in ihren Berichten nichts zu suchen. Die Medien sollten nicht die Meinung bestimmen, sondern an der Meinungsbildung mitwirken.
Wenn es nach den Zuhörern gegangen wäre, hätte man im Anschluss an Ine Dippmanns Vortrag noch stundenlang weiterdiskutieren können. So gab es zum Beispiel viel Beifall für die Äußerung eines Teilnehmers, dass die Bewertung von Präsident Putin in den hiesigen Medien zu einseitig sei. Ine Dippmann stimmte zu, dass eine differenziertere Berichterstattung wünschenswert sei. Das betrifft auch den Syrien-Konflikt, wobei sie einschätzte, dass die Lage dort einfach zu unübersichtlich sei und der Informationsfluss spärlich.
Carmen Schumann
Fotos: Rolf Dvoracek
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