Nach mehr als einem Monat am neuen Redaktionssitz scheint bei den Dresdner Neuesten Nachrichten (DNN) alles in Butter zu sein. Diesen Eindruck bekamen zumindest die Mitglieder des Presseclubs Dresden vermittelt, die am 22. April 2013 der Einladung von Chefredakteur Dirk Birgel gefolgt waren. Mitte März dieses Jahres waren Redaktion und Verlag der Dresdner Neuesten Nachrichten vom traditionsreichen früheren Unions-Haus in der Hauptstraße (DD-Neustadt) innerhalb eines Tages ohne Interims-Lösung ins Thalia-Haus mitten im Stadtzentrum an der Prager Straße gezogen: Rathausblick gratis! Wenn in Dresden etwas Großstädtisches pulsiert, dann wohl hier! (Umzug in den DNN)
Die schon etwas in die Jahre gekommenen Redaktionsstübchen (da wehte gelegentlich noch ein Hauch Kisch) wurden bei dieser Gelegenheit durch ein zeitgemäßes Newsdesk ersetzt. Die Redaktion ist jetzt etwas überschaubarer – alles auf einer Etage, alles auf einen Blick. Dennoch legt der Chefredakteur keinen Wert auf permanente Anwesenheit seiner Redaktion. Wem die eher etwas sterile Atmosphäre nicht passe, der könne auch von zu Hause aus oder im Park beziehungsweise aus einem Cafe arbeiten. Dazu stehe auch entsprechende Technik zur Verfügung.
Notwendig wurde der Umzug der Dresdner Neuesten Nachrichten übrigens wegen einer angedrohten Mietsteigerung am angestammten Sitz von rund 30 Prozent. Die Nachfrage des DJV, ob man nun wieder die erst im Dezember 2012 gekürzten Honorare der Freien Mitarbeiter, deren Zahl der Chefredakteur nicht nennen konnte, erhöhen werde, verneinte Birgel. Das könne man sich nicht leisten, denn auch die Redakteure* seien zu teuer.
Das steht etwas im Widerspruch zu Birgels Blick auf die Zukunft der Tageszeitung: Ob es sie in fünf Jahren noch in traditionell gedruckter Form gebe, wisse er nicht. Der Inhalt würde aber in jedem Fall benötigt und von der Redaktion auch weiterhin in hoher Qualität bereitgestellt. Er zeigte sich optimistisch, dass die DNN auch in Zukunft gebraucht und gewollt werde. Diesbezüglich verwies der Chefredakteur auf relativ geringe Abo-Verluste. Im Osten stehe man damit sehr gut da.
Die Dresdner Neuesten Nachrichten haben derzeit eine Auflage von rund 25.000 und teilen sich den Zeitungs-Markt der sächsischen Landeshauptstadt mit der Regionalausgabe der Sächsischen Zeitung, der Dresdner Morgenpost und der Bild. Am neuen Standort sind 42 Mitarbeiter festangestellt. Trotz des Mantels vom Mutterhaus LVZ publiziert das Dresdner Blatt ein eigenständiges und akzeptables Lokalkolorit und schreibt keine roten Zahlen…
Michael Hiller
* Für die Mitarbeiter der DNN gilt derzeit – ebenso wie für die Mitarbeiter des Leipziger Mutterhauses – ein Haustarifvertrag. Dieser sieht zum 1.7.2013 für Redakteure die Angleichung an den aktuell geltenden Flächentarifvertrag vor.
Schlagwörter: DJV Sachsen, DNN, Dresden, Freie, Honorar, Leipzig, LVZ, Qualitätsjournalismus, Tageszeitung, Tarife
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