Frauenpower ohne Ende

Am Wochenende 10./11. März war das Park Inn im Kölner Westen in Frauenhand. Der Bundesfachausschuss Chancengleichheit hatte zum traditionellen Kongress FRAU MACHT MEDIEN eingeladen. Und 150 Journalistinnen aller Sparten kamen – zum diskutieren, lernen und protestieren. Aufreger sind auch im 21. Jahrhundert, dass Frauen in gleicher Position schlechter bezahlt werden als ihre männlichen Kollegen. Protest weckt, dass noch immer Frauen anders bewertet werden, wenn es um Posten in den Führungsebenen geht. Dieses rückwärts gewandte denken, ruft die Verfechter einer Frauenquote wieder auf den Plan. Sie scheint gesellschaftlich überholt. Scheint. Derzeit wird sie wohl eher gebraucht. Als Hilfskonstrukt auf dem Weg zur Normalität. Bei allem kämpferischen Anspruch. Noch darüber steht, dass Frauen sich nur durchsetzen, wenn sie sich selbstbewusst in die erste Reihe stellen, ihre eigene Entscheidungen treffen und dafür auch kämpfen. Danke, Vivian Reding. Die EU-Justizkommisarin macht mit ihrer Haltung Mut.

Sabine Bachert

DJV-Pressemitteilung zum Frauenkongress 2012

150 Journalistinnen haben am 11. März 2012 in Köln auf dem DJV-Journalistinnentag 2012 gemeinsam eine Resolution verabschiedet, in der sie für Frauen in den Medien gleiche Einkommens- und Karrierebedingungen verlangen: „Wir fordern den gerechten Anteil an Positionen auf allen Beschäftigungsebenen.“ Klare Unterstützung hierfür kommt aus der Spitze der EU. Die Vizepräsidentin der EU-Kommission Viviane Reding erläuterte am Samstag ihre Vorstellungen zu einer stärkeren Präsenz von Frauen in Führungsetagen. Die frühere Journalistin forderte, dass Männer und Frauen überall in der Wirtschaft nach Qualifikation beurteilt werden, nicht nach Geschlecht. Europaweit halten es 88 Prozent der Bürger für inakzeptabel, dass Frauen auf der Karriereleiter noch nicht gleichberechtigt sind. „Wir brauchen jeden klugen Kopf. Und wir Frauen machen nun einmal die Hälfte der klugen Köpfe aus“, sagte Reding auf dem DJV-Kongress. Reding hatte am 5. März die Einführung einer gesetzlichen Frauenquote innerhalb der EU in Aussicht gestellt. Der Deutsche Journalisten-Verband hatte das begrüßt. Die Vorsitzen­de des DJV-Fachausschusses Chancengleichheit Mechthild Mäsker machte deutlich: „Ohne gesetzlichen Druck ändert sich nichts. Fast die Hälfte aller journalistischen Berufsanfänger sind weiblich“, sagte Mäsker, „aber in deutschen Chefesseln herrscht immer noch Frauenmangel. Das wollen wir nicht länger hinnehmen.“ Auch die stellvertretende DJV-Bundesvorsitzende Ulrike Kaiser betonte in Köln: „Wir bräuchten keine Quote, wenn es für Frauen selbstverständlich wäre, auf allen Ebenen gut vertreten zu sein.“ Eine Quote unterstütze den Weg zu mehr Gerechtigkeit, wo diese noch fehle. Erst einzelne Medienhäuser haben Frauen realistische Chancen geboten. Sie müssten schnellstens überall gelten, waren sich die Teilnehmerinnen der Podiumsdiskussion am Samstag einig, an der neben Viviane Reding auch die WDR-Programmdirektorin Verena Kulenkampff, Melanie Kowal von der Telekom, die norwegische Journalistin Sylvi Inez Liljegren und Claudia Nagel vom Verband Deutscher Unternehmerinnen teilnahmen. Fünf Workshops des DJV-Journalistinnentags erörterten Praxis-Aspekte des Berufs wie das Storytelling mittels sozialer Medien und vor al­lem Karrierestrategien für Journalistinnen. Organisiert hat den Journalistinnentag am 10. und 11. März der DJV-Fachausschuss Chancengleichheit. Der Text der Resolution ist auf der DJV-Homepage zu finden unter http://www.djv.de/2012-Frau-Macht-Medien.3249.0.html.

DJV-Presseinfo, Foto Sabine Bachert

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